2008 - Ein Mittsommernachtstraum

Ein Sommernachtstraum mitten im Januar

Noch nie hatte es ein derartig nervenaufreibendes Casting für die Theatergruppe unseres Gymnasiums gegeben. Nach dem großen Erfolg des letzten Theaterstückes „Hexenjagd“ (von Arthur Miller) wollten viele Schüler der 8. bis 12.Klasse an dem neuen Projekt teilhaben.
Natürlich war der Druck angesichts des großartigen Erfolges im vergangenen Jahr ziemlich hoch. Doch was uns die Theatergruppe in ihren drei Vorstellungen bescherte, verzauberte das Publikum. „Verzaubern“ ist wohl wirklich ein passender Begriff, denn inszenierte wurde „Ein (Mitt-) Sommernachtstraum“. Das Meisterwerk des großen William Shakespeare, welches viel Raum für Fantasie und Zauber lässt.
Allein das Bühnenbild wirkte magisch auf das Publikum. Glitzer und Farbenpracht waren wahrlich ein Augenschmaus. Ebenso schön und facettenreich wie die Szenengestaltung waren Kostüme und die Arbeit der Maskenbildner.
Doch was ist die schönste Bühnenausstattung ohne enthusiastische, talentierte Darsteller?
Es wäre ein prunkvoller Bilderrahmen ohne Motiv. Aber unsere Schauspieler schafften es, Bilder und Charaktere zum Leben zu erwecken.
Ob es sich nun um die aufregende Geschichte der Liebenden handelt, um die höchst unterhaltsamen Handwerker oder um die prächtigen Zauberwesen aus dem Walde.

Feenkönig Oberon und seine Gattin Titania leben getrennt voneinander, doch halten sie durch ihren Streit den ganzen Wald auf Trab. Mit dem Zauberliebessaft spielt der König seiner Gemahlin einen Streich, der interessante Auswirkungen hat: Die sonst so dominante Titania verliebt sich in einen der Handwerker, der jedoch durch einen Zauber einen Eselskopf besitzt. Mit dieser aufregenden Liebesgeschichte überzeugten Philipp Mäurer und Bianca Dietrich. Sie ließen das Publikum an den zornigen Spannungen teilhaben, strahlten aber auch überzeugend die Anziehungskraft zwischen den beiden Charakteren aus.
Ebenfalls vom Zauber betroffen sind die beiden Liebespaare: Helena, die den Demetrius, Demetrius, der die Hermia, Hermia, die den Lysander liebt. Madelaine Böttner bewies mit ihrer ersten Hauptrolle, dass nicht immer die Größe entscheidend ist, denn während der Aufführungen zeigte sie dem Publikum, dass nicht nur Hermia Durchsetzungsvermögen hat, sondern auch dass sie selbst als Schauspielerin großartiges Talent besitzt.
Mit ihren witzig-ernsten Monologen, den traurigen Blicken und ihrer gesamten Art erlangte Nicole Locke als Helena die Begeisterung der Zuschauer.
Lysander, hervorragend gespielt von Toni Jachmann, kämpft um Hermia, doch der Zauber verwirrt seine Sinne, sodass er um die Gunst der Helena buhlt. Allerdings bleibt auch hier keine Konkurrenz aus, denn auch Demetrius ist verzaubert worden. Mit dieser Rolle begeisterte Johannes Mendil. Seine Mimik und Spielfreude brachten die Besucher immer wieder zum Jubeln.
Glücklicherweise gelingt es allen sechs Figuren am Ende den richtigen Partner zu finden. Somit wird aus dem Hochzeitstag von Herrscher Theseus (David Knauft) und Hyppolyta (Luise Mendil) ein noch größeres Fest.
Der dritte Handlungsstrang wird von den Handwerkern gebildet. Auf der Hochzeitsfeier möchten die talentlosen Laien mit ihrem Stück „Thisbe & Pyramus“ ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Doch im Gegensatz zu ihren Charakteren kann man bei unseren ausführenden Schauspielern nicht von „talentfrei“ reden. Ganz im Gegenteil:
Wer sonst schafft es wie Patrick Ehrhardt, die Regie zu übernehmen und dabei soviel Klasse auszustrahlen?
Wem gelingt es, den „Pyramus“ brillanter und witziger zu spielen als Kevin Woost?
Wer kann schon Stefan Sorge als „Thisbe“ mit Pieps-Stimme und großem Mut zur Weiblichkeit das Wasser reichen?
Wer verkörpert überzeugender den wilden Löwen, wenn nicht Frederik Bräuer?
Wer kann besser den Mond mit putziger Schlafmütze darstellen als Markus Posse?
Und wem außer Fritz Buhmann gelingt es, das Publikum Symphatien für eine Mauer (mit Schlitz) entwickeln zu lassen?
Euch fällt niemand ein? Das liegt wohl daran, dass diese sechs jungen Herren nun mal die Top-Besetzung bildeten.
Last but not least, ein Waldwesen, das in allen drei Handlungsebenen seine Finger im Spiel hat und der heimliche Held in Shakespeare’s Komödie ist: Der Hobgoblin Puck.
Robert Kersten spielte den eben Genannten und zeigte durch sein Talent, dass er einfach auf die Bühne gehört und es wie nur wenige schafft, einen ganzen Theatersaal zum Kochen zu bringen.
An dieser Stelle möchten wir uns im Namen aller Besucher bedanken. Danke an all die Menschen, die diese 3 tollen Vorstellungen ermöglicht haben. Unsere Schule kann stolz auf ihre theaterbegeisterten Schüler sein. © Rebekka Koch