Fotos: Jana Beyer
Ein Jungentraum geht in Erfüllung!
Die Premiere des neuen Stückes unserer "kleinen" Theatergruppe fand am Donnerstag, dem 30.03.2017, um 19.00 Uhr im Studio des Metropol Bernburg statt. Wieder einmal - nach dem überragenden Erfolg des Stückes "Pippi Langstrumpf" im Jahr 2015 - stand ein Stück von Astrid Lindgren auf dem Programm. Der Saal war erwartungsgemäß ausverkauft und das Publikum wartete gespannt auf die Darsteller.
Und diese schafften es von Beginn an, die Zuschauer in die Geschichte hineinzuziehen. Mit großer Spielfreude, einem hohen Maß an Authentizität und Leidenschaft ließen sie uns teilhaben an der Geschichte des Jungen Rasmus (Leon Rauch), der mit seinen Freunden Gunnar (einfühlsam und sprachlich überzeugend: Melchior Pilz) und Peter (schadenfroh und komödiantisch: Max Pietsch) im Waisenhaus von Vesterhaga unter dem strengen Regiment von Fräulein Habicht (Lena Böttcher) ein eher tristes Leben führt, ständig in seinen Augen unnütze Dinge tun muss und kaum Zeit zum Spielen hat. Da wird so mancher Streich auf Kosten der ungeliebten Waisenhausvorsteherin ausgeführt - dabei ist diese doch in Wirklichkeit um "ihre" Kinder besorgt - diese weiche Seite konnte Lena überzeugend verdeutlichen.
Ständig träumt Rasmus - spitzbübisch und tiefgründig: Leon Rauch - davon, ein liebevolles Zuhause bei "reichen und schönen" Eltern zu finden. Als sich hoher Besuch ankündigt, hofft er natürlich darauf, adoptiert zu werden - auch wenn ihm sein Freund Gunnar sagt, dass diese Hoffnung vergeblich sei, weil "die ja doch nur Mädchen mit blonden Locken nähmen". Zunächst sieht es allerdings so aus, dass die Schwestern Petterson - herrlich affektiert und überdreht: Lotta Schumann und Josephine Gundlach - auch an den Jungen Interesse hätten. Doch die kleine Greta - entzückend und brav: Stella Herbst - kann die beiden im Sturm für sich erobern. Ihre beiden Freundinnen - Chiara Tourneau und Charlotte Pauling - nehmen traurig von ihr Abschied.
Da entschließt sich Rasmus, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und auf eigene Faust Eltern suchen zu gehen. Schweren Herzens trennt er sich von Gunnar und begibt sich auf die Wanderschaft. Dabei trifft er auf Oskar, Landstreicher und Gottes Zaunkönig - weil irgendjemand das ja sein müsse. Aaron Rost verkörpert diesen Philosophen der Landstraße mit ungeheurer Reife und Lebensfreude, die ihm auch nicht abhanden kommt, als zwei Polizisten - sehr wichtig und dienstbeflissen, dabei aber ungeheuer komisch: Erik Werner und Johannes Krause - ihn nur aufgrund seines gesellschaftlichen Status genauer unter die Lupe nehmen. Oskar gestattet Rasmus, ihn zu begleiten, und beide genießen das Leben auf der Walz.
Doch dann werden sie in einen hochdramatischen Kriminalfall verwickelt und treffen auf die beiden Ganoven Lif und Liander - herrlich böse: Fabian Naumann und Tino Müller. Diese haben bereits das Bergwerk von Sandö um die Lohnkasse erleichtert und sind jetzt auf der Suche nach neuen Opfern. Da bietet sich Frau Hedberg, eine kränkliche ältere Dame, der jede Art von Aufregung schadet, perfekt an. Lea Schreier stellt sie in ihrer Verletzlichkeit anschaulich dar. Ihre Angestellte Anna-Stina steckt mit den beiden Räubern unter einer Decke. Aber als sie merkt, dass die Aufregung zu viel für Frau Hedbergs krankes Herz ist, will sie schuldbewusst die unheilvolle Beziehung beenden. Chelsea Westphal gelingt es, diese beiden Seiten glaubhaft erscheinen zu lassen. Unter Druck gesetzt, verleumdet sie aber nach dem Überfall Oskar bei der Polizei - und das Drama nimmt seinen Lauf. Zum Glück haben unsere beiden leicht vertrottelt wirkenden Polizisten ihre Hausaufgaben gemacht und bringen die beiden Verbrecher hinter Schloss und Riegel - nicht ohne dabei für etliche lustige Szenen gesorgt zu haben.
Ende gut - alles gut? Noch nicht ganz. Rasmus hat immer noch keine Eltern gefunden. Oder etwa doch?
Oskar offenbart sich am Ende als Teilzeitlandstreicher, der nur eben mal eine kleine Auszeit vom Alltag genommen hat. Denn er wird sehnsüchtig erwartet von seiner hart arbeitenden Ehefrau Martina - liebevoll und warmherzig: Clara Huacasi. Sie verzeiht ihm seine "Verrücktheiten" und beide entschließen sich, dem elternlosen Rasmus ein neues Zuhause zu geben. Damit machen sie den Jungen überglücklich.
Die Zuschauer erlebten lustige und temperamentvolle Szenen, wurden in anderen aber ebenso bewegt und zum Nachdenken gebracht.
Ein großes Dankeschön an alle Mitwirkenden - ihr habt dem Publikum und ganz besonders mir einen wundervollen Abend bereitet. Und ihr habt euch großen Respekt für die harte Arbeit verdient, die ihr neben den schulischen Verpflichtungen meistert. Vielleicht werden eure Klassenlehrer und Mitschüler ja durch die Mundpropaganda überzeugt, bei einer der nächsten Aufführungen eure überragenden Leistungen zur Kenntnis zu nehmen und zu würdigen.
Nicht unerwähnt bleiben sollen natürlich auch die fleißigen Helfer hinter der Bühne: Kristin Bormann als Souffleuse und Jasmin Piehl als technische Assistentin sorgten verantwortungsvoll für einen reibungslosen Ablauf.
Kostüme, Maske und Bühnenbild trugen wie immer nicht unerheblich dazu bei, die Geschichte "echt" zu machen - ein ebenso großes Dankeschön an Frau Brückner, Frau Peuker und Herrn Wuttke.
Und für die harte, aber immer wieder Spaß bereitende Arbeit am Stück, voller Herzblut und Leidenschaft, ein riesengroßes Dankeschön an Frau Fischer und Frau Eckert - ihr habt mir eine besondere Freude gemacht.
Jana Beyer