Eine reife Leistung!
Am Abend des 22. Mai war es soweit: Der Vorhang der Studiobühne des Metropoltheaters Bernburg öffnete sich zur Premiere des diesjährigen Theaterstücks „Timm Thaler“. Der Zuschauerraum füllte sich bis auf den letzten Platz, auch ich fand noch einen Platz in der ersten Reihe. Alles wartete gespannt auf den Auftritt der „kleinen“ Theatergruppe an unserer Schule. Nicht nur viele Eltern, sondern auch eine Menge interessierter Bürger der Stadt und viele ehemalige Schüler hatten sich eingefunden. Denn auch in diesem Jahr konnte man mit einer sehr hochwertigen Aufführung rechnen - das hat sich inzwischen herum gesprochen.
Aber nun ging es los – die Nadel glühte noch vom heißen Stricken, denn bis ganz zuletzt gab es viel zu tun für das Ensemble. Ines Fischer – Trumpler begrüßte das Publikum, auch im Namen von Frau Beyer und Frau Eckert, die mit ihr gemeinsam über viele Monate hinweg das Schauspiel nach einem Roman von James Krüss betreuten und nicht selten Schweißperlen und auch manche Sorgenfalte auf der Stirn hatten. Davon sollte im Stück dann wie immer aber nichts mehr zu merken sein.
Der Inhalt sei kurz umschrieben: Timm Thaler steckt mit seinem Lachen alle an, doch er verkauft es an den Baron Lefuet (Palindrom für Teufel) – in der Aufführung trat eine Baronin auf. Timm erlangt dadurch die Fähigkeit, jede Wette zu gewinnen, die er eingeht, verliert aber sein Lachen. Bald merkt er, dass ein Leben ohne Lachen so gar nicht lebenswert ist, und versucht alles, um dies zurückzubekommen. Die Baronin ist schlau und nur schwer zu überlisten. Timm schafft es am Ende aber doch – so viel sei schon verraten.
Das schlichte und dennoch sehr aussagekräftige Bühnenbild, vor allem aber die schauspielerische Leistung der ganzen Theatergruppe waren sehr ansprechend und beeindruckten nicht nur den geneigten Lehrer. Überragend textsicher und mimisch unheimlich konsequent war Timm, gespielt von Bjarne Laurischk. Nicht ein einziges Mal musste Bjarne lächeln und blieb so zu 100% in seiner Rolle. Die Baronin Lefuet, alias Enie Grieser wusste ebenso zu überzeugen, ihr Lächeln war beängstigend und auch ihre kühle, düstere Stimme ließ dem Publikum nicht selten einen Schauer über den Rücken laufen.
Auch in den Nebenrollen konnten die SchülerInnen ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen. Elisabeth Domann durfte in ihrer Rolle als Frau Thaler zeigen, was sie kann, mit schriller Stimme und witzigen Monologen - man konnte sich sehr gut vorstellen, wie stressig ein Leben für Timm mit ihr als Mutter sein musste. Hans Ion in vielen verschiedenen Rollen zeigte seine erstaunliche Wandlungsfähigkeit und bewies sein Talent im Dialekt- bzw. Akzentnachahmen. Auch Charlotte Pauling als Frau Rickert zeigte eine sehr reife und souveräne schauspielerische Leistung. Die vielen anderen Rollen und die Arbeit des Teams hinter den Kulissen rundeten das beeindruckende Bild ab. Nicht nur das Publikum war begeistert, sogar der Feuermelder meldete sich zwischendurch zu Wort.
Am Ende blieb nur noch minutenlang in die Hände zu klatschen. Es war ein toller Abend. Eine ältere Dame neben mir fragte mich, in welcher Klasse die Schauspieler denn wären, sie wollte mir nicht glauben, dass es sich um 6.-8.-Klässler handelte, sie vermutete das Ensemble zum Teil in der 11. und 12. Klasse. Eine reife Leistung eben…
Ich komme sehr gerne wieder und lade alle Lehrerkollegen herzlich ein, diesen Kulturgenuss ihrer SchülerInnen mitzuerleben. Ein absolutes Muss, wie ich finde.
Vielen Dank an Frau Beyer und Frau Eckert, die mit viel Ausdauer, Motivation und Freude immer wieder solche besonderen Momente schaffen.
Manuel Mogwitz