Tag 1 – Dienstag 27.03.2012
In aller Herrgottsfrühe versammelten sich heute Morgen 3:45 Uhr am Rheineplatz: Eric Grey, Tine Braekow, Max Kaline, Sandra Lehretz, Ly Jenny Nguyen, Pauline Richter, Lukas Böhlk, Sarah Lietz, Madleen Föllner, Laura Michaelis, Veronika Lange, Gina Hennig, Marie- Luise Wille, Cindy Andrae, Tobias Vu, Dennis Zacher, Albert Stockmann, Dorian Müller, Charlotte Rochell, unsere begleitenden Lehrkräfte Frau Beyer und Frau Rohde und eigentlich auch Luisa Siegel. Leider war ihrem Wecker die Zeitumstellung am vergangenen Wochenende entgangen und so durfte Luisa 30 Minuten länger schlafen als der Rest der Truppe. Nachdem sie erfolgreich aus dem Bett geklingelt wurde und im Bus saß, konnte die Fahrt gen Rom, also erst einmal nach Berlin zum Flughafen, beginnen. Das Motto des Morgens lautete: Schlafen kann Schüler fast immer und überall und so schlief man im Bus, beim Warten am noch recht leeren Berliner Flughafen, im Flugzeug und auf der Busfahrt zur Unterkunft, mal mit offenen, mal mit geschlossenen Augen, andere lasen oder arbeiteten pflichtbewusst an ihren Referaten. [natürlich nur kosmetisch…] Gegen Mittag erreichten wir unsere Unterkunft „Camping Village Fabulous“, einen dank der hohen Pinienbäume doch sehr mediterran wirkenden Campingplatz mit lauter „faboulosen“ Wohnwagen für eine Menge deutscher Reisegruppen. Nachdem der Schlüssel durch unsere Frau Beyer organisiert worden war, wanderten wir über das gesamte Gelände zu den uns zugeteilten Wohnwagen/ Wellblechhäusern und zogen ein. Ostia Antica stand für den Rest des Tages auf dem Plan: Zu Fuß machten wir uns am Straßenrand entlang auf den Weg zur nächsten Bushaltestation, um per Bus zur Metro Station und dann mit dieser zu unserem Programmpunkt zu fahren. Begeisterung kam auf, als einige von uns das Mittelmeer erblickten, und es wurden Pläne geschmiedet, wann und wie dem Strand ein Besuch abgestattet werden könnte. Es ist zwar Ende März, aber Italien zeigt sich für uns von seiner schönsten Seite in Form von knapp über 20°C und Sonnenschein, so dass die Hellhäutigen unter uns schon eifrig Sonnencreme benutzen mussten. Angekommen in Ostia, begann antikes Pflastertreten für uns, geführt von Cindy und Marie erkundeten wir die Ruinen der antiken Hafenstadt, testeten im Theater die Akustik, kletterten über Mauern und suchten die Latrinen, also die großen, konnten aber nur kleine finden. Aber auch diese waren völlig ausreichend, um ein Gefühl für einen antiken Toilettenbesuch zu gewinnen. Bevor wir zum Campingplatz zurückkehrten, deckten sich alle in einem nahe gelegenen Supermarkt mit italienischen Snacks und Getränken ein und standen staunend vor einer riesigen Auswahl an Nudeln, Antipasti u. ä. lokalen Köstlichkeiten. Auf dem Weg dorthin durchwanderten wir ein typisches (?), modernes, römisches Wohnviertel aus unromantischen Neubauwohnblöcken, dessen Straßenränder mit verbeulten Autos gesäumt waren, und wurden von Hundegebell begleitet. Zurück ´a casa´ gab es dann Abendessen. Erwartungsvoll saßen wir zusammen mit anderen Schulklassen im Speisesaal und durften, nach einigem Warten, zwei kleine Berge von Nudeln verschlingen. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, aber die meisten stuften das Essen als annehmbar ein, auch wenn einige nicht satt wurden.
Tag 2 – Mittwoch, 28.03.2012
Frühes Aufstehen könnte man als ein Motto der Romfahrt nehmen, wenn man bedenkt, um welche Uhrzeiten wir immer unsere kuscheligen Betten verlassen mussten. In dieser Nacht hatten bedauerlicherweise auch viele nicht die Chance gehabt, den Schlaf der vergangenen Nacht nachzuholen, da meines Wissens keiner auf die Idee gekommen war, die Heizung Ende März in Italien über Nacht anzumachen. So waren unsere Häuschen so sehr abgekühlt, dass einige sich nachts noch ihre dicksten Pullis überstreiften. Nichts desto trotz trafen sich alle gegen sieben zum Frühstück und die ersten vermissten schon beim Anblick des Büffets ihre Salami und ein normales Brötchen. Nur wenige konnten sich gut mit Kaffee und Keksen als Frühstück arrangieren. Auch an diesem Morgen brachte uns das öffentliche Verkehrssystem Roms an die sehenswerten Orte der Stadt, wie es auch in den kommenden Tagen der Fall sein sollte. Zu unserem Erstaunen mussten wir auf dem Weg zur Bushaltestelle eine Kreuzung überqueren, die durch Polizisten und nicht durch Ampeln geregelt wurde. Das Colosseum stellte den ersten Programmpunkt des Tages dar. Als wir kurz nach 10 Uhr dort ankamen, wurde dieses schon von Horden von Touristen aus aller Welt belagert und man wollte uns als Gruppe nicht mehr hineinlassen. So mussten wir uns wie jeder andere auch anstellen und bezahlen. Drinnen hielten uns Dennis und Albert einen Vortrag mit einer Menge unbekannter Fakten über eines der Wahrzeichen der Stadt. Die Frage, wie genau denn die Sitze aussahen und wo sie waren, konnte jedoch nicht befriedigend beantwortet werden. Vom Colosseum aus ging es, nach dem obligatorischen Gruppenfoto davor, vorbei am Constantins- Bogen auf das berühmte Forum Romanum. Hier hielten Madeleine, Ly- Jenny, Luisa und Lukas uns Vorträge über Säulen, Tempel, u. ä. alte Gemäuer in dieser Senke zwischen den sieben Hügeln Roms. Dabei brannte uns die Sonne aufs Haupt und einige waren doch sehr froh, in die Kühle der Curia lulia, des Versammlungsortes des römischen Senats, fliehen zu können. Außerdem besuchten wir natürlich Caesars Grab! Wir setzten unseren Weg durch das antike Rom fort, um den heutigen Rundgang mit dem Pantheon und einem Vortrag von Veronika abzuschließen. Die Kirche kannten einige von uns aus Dan Browns „Illuminati“, das ist nämlich die Kirche mit dem Loch in der Mitte seiner imposanten Kuppel. Anschließend bekamen wir die Gelegenheit, Rom auf eigene Faust zu erkunden. Dabei ging jede Gruppe anders vor und setzte andere Prioritäten, sei es erst shoppen, dann essen und dann noch mehr einkaufen, oder durch die Straßen streifen, bis man endlich das Künstlerviertel entdeckt hat, oder dann doch einfach nur entspannt italienisches Eis lecken und Postkarten an die Lieben in der kalten Heimat zu schicken. Zurück auf dem Campingplatz erwartete uns ein sehr umfangreiches Abendessen, bestehend aus Nudeln, die sich nur durch die Sauce vom Essen am Abend davor unterschieden. Auch hier schieden sich die Geister beim Geschmack. Was aber alle befremdlich fanden, war der zweite Gang - bestehend aus Pommes ohne irgendetwas. In dieser Nacht waren wir dann klüger und machten die Heizung in Form eines lauten Gebläses an, um nicht wieder so zu frieren, und die meisten schliefen so viel besser!
Tag 3 – Donnerstag, 29.03.2012
An diesem Tag nun sollte es in die Unterwelt hinabgehen. Eine erneut weite Odyssee mit Bus und Bahn führte uns zu den Katakomben. Diesmal war es nicht einer von uns, der uns diese Sehenswürdigkeit näherbrachte, sondern eine (zum Glück) Deutsch sprechende Führerin. Ansonsten hätten wir uns wahrscheinlich in den finsteren, engen Labyrinthgängen verirrt. Dem einen oder anderen mag wohl recht mulmig zu Mute gewesen sein bei der Vorstellung, von tausenden Toten umgeben zu sein. Die Körper sind natürlich längst verschwunden, aber entlang der Besuchergänge hat man die Grabhöhlen freigelegt, manche groß, manche so klein, dass wohl nur ein Kind darin gelegen haben kann. Merkwürdig, dass einige Leute dort unten immer noch Gottesdienste feiern, aber wem‘s gefällt... Aufgetaucht aus der dunklen, kühlen Unterwelt ging es nun per pedes die Via Appia entlang, eine der ältesten und längsten noch erhaltenen Straßen aus der Antike. Allerdings konnten wir nur zu dem Schluss kommen, dass die Straße über die vielen Jahre hinweg aufgrund von Abnutzung ziemlich an Qualität verloren hat, denn wie sich anderenfalls römische Heere stolperfrei darauf fortbewegt haben sollten, war uns schleierhaft. Andererseits ist an der Via Appia mehr dran, als das Auge anfangs sieht, wie uns Dorian berichten konnte, denn die Römer waren bekanntlich die besten Straßenbauer und haben nicht einfach mal nur ein paar große Steine dort hingepflastert, sondern sich richtig Gedanken gemacht. Als nächstes besuchten wir (diesmal zum Glück nicht per pedes) die Caracalla-Thermen, ein Gebäude von solcher Imposanz, dass sich jeder unwillkürlich fragte, wenn das heute trotz Verfall und Zerstörung noch so aussieht, wie muss es dann ausgesehen haben, als es noch neu war? Wie sich dank der sehr ausführlichen und anschaulichen Erläuterungen durch Gina herausstellte, war dieser riesige Bau seinerzeit so etwas wie ein gigantisches Schwimmbad, in das Römer und Römerinnen (man höre und staune!) kostenlos jederzeit hineingehen konnten. Offenbar lag den römischen Staatsoberhäuptern damals viel an der Zufriedenheit des Volkes (viel mehr, als das heute üblich wäre!) Jedenfalls konnte man dort in warmem oder kaltem Wasser schwimmen, Dampfbäder besuchen, sich massieren lassen und zu mehr als günstigen Preisen essen gehen. Und der Innenraum der Thermen, von denen heute nur noch eine bruchstückhafte Ahnung übrig ist, war ausgeschmückt mit filigranen Mosaiken von Wasserwesen, Göttern oder wunderschönen verschlungenen Mustern. Und - man stelle sich vor! - dieses Meisterwerk wurde in nur fünf Jahren errichtet, noch schneller als das sogar noch kleinere Colosseum. Wenn das die Bauunternehmen vom Berliner Flughafen wüssten! Allerdings will ich nicht wissen, wie viele aufgrund von Überarbeitung zusammengebrochene Sklaven man dort eingemauert hat. Zuletzt durften wir uns noch einmal sportlich betätigen. Der Circus Maximus ist heute nicht mehr besonders spektakulär. Eigentlich sieht es nur ein bisschen so aus wie eine Laufbahn in einem Olympiastadion, nur ohne Tartan und ohne Stadion, dafür aber mit viel Schotter und Rasen. Dennoch ließen Tine und Sarah es sich nicht nehmen, sich gedanklich ins alte Rom zu versetzten, von dem uns an dieser Stelle Sandra viel zu berichten hatte, und veranstalteten getreu jener alten Zeit ein furioses Wettrennen. An diesem Nachmittag reduzierten wir in allgemeiner Übereinstimmung unsere Freizeit in der Innenstadt, um ans Meer zu fahren. Um tatsächlich an den Strand zu gelangen, mussten wir uns zwar durch irgendein Strandhotel schmuggeln, denn überall ist die Küste von kleinen und großen Touristenfallen zugebaut, aber dann lag es endlich vor uns, das Mittelmeer. In der wunderbaren Abendsonne über dem Horizont verspürten wir beinahe alle den Wunsch, wenn wir schon einmal da waren, auch noch baden zu gehen und sogar Frau Rohde zeigte sich alles andere als wasserscheu. Allen, denen das märz-gemäß temperierte Wasser zu kalt war, blieb jedoch genug am Strand zu finden, riesige Muscheln zum Beispiel oder auch so manch ulkiger Anblick eines Italieners, der es offenbar sehr merkwürdig fand, dass man im März schon im Mittelmeer baden ging.
Tag 4 – Freitag, 30.03.2012
Unser letzter Tag dieser äußerst schnell vergehenden Woche war dem christlichen Rom vorbehalten. Geführt von Tine und Eric tauchten wir quasi direkt in die Filmkulissen von Illuminati ein, nachdem wir allerdings sehr, seeehhhhr lange davor angestanden hatten. Der Aufstieg auf den Petersdom war nichts für Klaustrophobiker, doch ich glaube, auch die Abgebrühtesten unter uns bekamen auf den rund 500 engen, im Kreis führenden und immer schiefer werdenden Stufen weiche Knie, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Einen derartigen Ausblick über die riesige Stadt findet man wohl kein zweites Mal. Sicher wieder auf dem Boden angekommen, besichtigten wir den Petersdom nun auch von innen, für den man aber wahrscheinlich zehn Augenpaare mehr und so manche zusätzliche Speicherplatte benötigt hätte, um dessen Schönheit und Pracht in Gänze aufnehmen zu können. Zuletzt betrachteten wir uns noch die Engelsbrücke und die Engelsburg, die uns Tobias und Laura näherbrachten, und erfuhren, was es mit dem Engel auf deren Dach auf sich hatte, die Voraussage des baldigen Endes einer Pestwelle nämlich, als jener Engel sein Schwert in die Scheide steckte. An diesem Tag spritzten wir also erneut in alle Himmelsrichtungen davon, alle mit anderen Zielen, ließen uns ein letztes Mal die italienischen Köstlichkeiten schmecken, besuchten ein letztes Mal die angesagtesten Läden und betrachteten ein letztes Mal die unzähligen Straßenkünstler und das bunte Treiben auf den Straßen. Denn am nächsten Tag sollte es heißen Abschied nehmen.
Tag 5 – Samstag, 31.03.2012
Nach einer für einige doch sehr kurzen Nacht zuckelten wir mit unseren Koffern so los, dass wir die ersten am Frühstücksbuffet waren, und aßen draußen zum letzten Mal ein italienisches Frühstück. Das Warten auf den Bus, der uns zum Flughafen bringen sollte, zog sich dann doch etwas in die Länge. Technik eben... Gut am Flughafen angekommen und nach einem reibungslosen Check-in kam dann doch noch Hektik auf, als in letzter Minute unser Gate geändert wurde und man alle zusammentreiben musste, damit keiner zurückgelassen wurde. Das Ganze erinnerte ein bisschen an Versteckspielen, wenn man bedenkt, wie viele tolle Schmuck- und Taschenläden es am Flughafen gibt, in denen sich die Mädchen der Gruppe herumtrieben. Während des Fluges saß der eine oder andere auf heißen Kohlen, dass ja nicht die Mitbringsel in Glasflaschen im Koffer kaputtgehen, und das war dann auch gleich das erste, was in Berlin am Flughafen kontrolliert wurde. Deutschland begrüßte uns herzlich zurück: Es war genauso kalt und nass, wie wir es verlassen hatten. Als es dann sogar während der Heimfahrt nach Bernburg kurz und heftig hagelte, da waren sich alle einig: Wir wollen zurück nach Rom!