Fotos: Jana Beyer / Thomas Weißenborn
„Die Nase zu spitz, das Kinn zu hart - ich heirate doch keinen König Drosselbart!"
Am 08.03.2008 fand die dritte (und leider auch letze) Vorstellung der „kleinen“ Theatergruppe des Carolinum-Gymnasiums statt. Nicht nur Ines Trumpler-Schwitkowski, Christina Reinsch und die Schauspieler waren traurig darüber, sondern vor allem die Zuschauer, die keine Karte mehr für das Märchen „König Drosselbart“ bekommen hatten (und das waren nicht wenige), denn gespielt wurde nicht im Theater Bernburg, sondern im Theatersaal des Metropols. Trotz der Anstrengung der letzen Woche, der vorherigen Vorstellungen, der zunehmenden Temperaturen im Raum und der doch etwas stickigen Luft im Saal schlugen sich die 23 Schauspieler und Schauspielerinnen bravourös und meisterten ihre individuellen Rollen mit Leichtigkeit (so sah es jedenfalls aus). Den Anfang machte Sarah Gundlach in der Rolle des Zeremonienmeisters „Hans-Tanz“, „Prinz Karneval“ oder wie der „bunte Vogel“ noch genannt wurde (zu Recht, versteht sich), denn diese affektierte Rolle kassierte mehr als einen Lacher. Mit ihr zusammen eröffnete die Bettelkönigin „Mutter Fecht“, gespielt von Marie Theres Dingethal, das Stück, die einen guten Gegenpart zum überheblichen Mitglied des Hofes darstellte. Nun begann die eigentliche Geschichte. Der König Basilius (Josef Hey) und die Königin Rosa (Anne Susann Salm) beschwerten sich über ihre Tochter (und diskutierten dabei gleich noch ihre eigenen Eheprobleme – herrlich!). Die Prinzessin Mimosa (Saskia Beyer) hatte nämlich immer noch keinen Ehemann und so sollten ihr zum letzen Mal ein paar Kandidaten vorgestellt werden, um sie doch noch unter die Haube zu bekommen, natürlich abgesegnet vom „notorischen Rechthaber“ Justus- Fiskus (Julia Gypser), dem hofeigenen Notarius, der sich im stetigen Klinsch mit dem Zeremonienmeister befand. Der erste Bewerber war Benedikt Kasprzyk als „König Erkan“ aus der Türkei. Er brachte der Prinzessin türkischen Honig und versprach ihr „Döner Döner Döner“. Er wurde von der Prinzessin abgelehnt, ebenso wie der König Ronny aus Sachsen (Tine-Lise Braekow), natürlich mit Kamera um den Hals, Hawaii-Hemd und Shorts, der mit seiner „Hula-Pübbi“ in „Sachsen relaxen“ wollte. Die nächsten Abfuhren erhielten „König Gong Chau Ling“, alias Svenja Otto aus den Weiten Asiens, und „Karl vom lagernden Feld“ (Marie Theres Dingethal), die dem wahren Modekönig zum Verwechseln ähnlich sah und offensichtlich von Family gesponsert wurde. Fürst Siegfried von Berenberg (Christoph Goldener) wurde schlicht als „Wasserfass“ abgetan und damit von der Prinzessin wegen seiner enormen Fülle verschmäht. Dieser Part der verschiedenen Bewerber war wohl der inoffizielle Höhepunkt des Stückes, lachte sich das Publikum doch bei den verschiedenen Charakteren halb kaputt. Besonders zu beachten ist dabei, dass die einzelnen Akteure ihre Rolle selbst entwickelt haben, d.h. für Text und Aussehen selber verantwortlich waren (und das ist ihnen wirklich sehr gut gelungen!). Nach diesem „Auflauf der Extreme“ kam der mit Abstand „normalste“ Bewerber: Stefan von Gotland (Paul Eckert). Doch auch der wurde von der überheblichen Prinzessin wegen seines Bartes verschmäht. „Die Nase zu spitz, das Kinn zu hart - Ich heirate doch keinen König Drosselbart!“ lautete das vernichtende Urteil der Prinzessin, welches das Fass bei den Eltern zum Überlaufen brachte. Nach etlichen Bewerbungen sollte die Prinzessin nun den Mann heiraten, der am nächsten Morgen als erster am Schlosstor läutete. Diese Ankündigung hörte natürlich auch König Drosselbart und schmiedete einen Plan... Das nächste Bild spielt vor dem Vorhang bzw. am Schlosstor. Die Bettlerbande, bestehend aus Daniel Götz, Tine-Lise Braekow, Moritz Dabrunz, Paul Schütz, Marie Schlick, Viktoria Schulze und Claus-Hilmar Müller (angeführt durch Mutter Fecht) treffen den König Drosselbart und „stylen“ ihn zu einem richtigen Bettler um. So verkleidet und als Bettelbruder Wenzel klingelt der „König inkognito“ als erster am Schlosstor und bekommt wie versprochen (und gegen den Willen der Prinzessin) Mimosa zur Frau und führt diese in einem anstrengenden 5-Tage-Marsch zu seiner Hütte im Wald. Stolz und Hochmut sind der Prinzessin längst vergangen, auch als sie feststellt, dass sie für das Leben als Bettlerin keinerlei Qualifikationen besitzt, da sie weder nähen, noch kochen, noch Körbe machen kann. Ihr Mann verpflichtet sie schließlich dazu, in die Stadt zu gehen und Töpfe zu verkaufen. Auf dem Marktplatz erfährt sie von den beiden Küchenjungen (Josephine Papst und Helena Rivera-Luna), dass im Schloss schon die Hochzeitsvorbereitungen laufen und dass der König Drosselbart eine junge und schöne Ausländerin heiratet. Von Reue und Wehmut ist sie ganz niedergeschlagen, da kommt nun auch noch ein betrunkener Husar und zerstört ihre Töpfe und Pfannen. Dass hinter der Maske ihr Ehemann steckt, ahnt sie in diesem Moment natürlich nicht, und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, betreten der König Basilius und die Königin Rosa zusammen mit dem Notarius und dem Zeremonienmeister den Schauplatz, da sie als Gäste auf der Hochzeit eingeladen sind. Auf der Hochzeit selber treffen die Bettler und die reichen Leute aufeinander. Nach anfänglichem Zögern wird zusammen getanzt und gefeiert. Die (noch immer nichtsahnende) Prinzessin Mimosa wird noch ein bisschen auf die Folter gespannt, doch schließlich zeigt ihr Bettlerbruder Wenzel sein wahres Gesicht und offenbart ihr seine Identität als König Drosselbart, womit das Happy End perfekt ist. Die jungen Darsteller standen denen der „großen Theatergruppe“ um nichts nach, hat doch dieses Stück den Zuschauern sichtlich Spaß gemacht und genauso amüsiert wie „Ein Mittsommernachtstraum“. Die verschiedenen Charaktere waren sehr gut aufeinander abgestimmt und die modernen Elemente peppten das Märchen gekonnt auf. Also weiter so! Ich bin mir sicher, dass wir einige Akteure schon bald im großen Theater bewundern dürfen. © Philine Lewek