2010 - Das Wirtshaus im Spessart

Fotos: Jana Beyer

Himmelarschundwolkenbruch!

Der Saal ist still, die Vorhänge öffnen sich. Ein dunkler, vermeintlich verlassener Wald kommt zum Vorschein – und nun ist der Stille endgültig ein Ende gesetzt!
Unter der lautstarken Führung von Horniss (gespielt von Marius Lenhart) tobt ein Räuber nach dem anderen auf die Bühne. Sie haben einen Plan, den es in die Tat umzusetzen gilt: Christiane von Sandau (Victoria Vleugels), ihre Kammerzofe Felicitas (Lisa Sonar) und die stets auf sittlichen Anstand bedachte Gouvernante Frau von Stöckli (Sarah Gundlach) sollen überfallen und ausgeraubt werden. Doch eilt Karl (Johannes Götz) den Damen zur Hilfe. Die Räuberbande scheint aus der Welt geschaffen, die Damen erschöpft. Auf Empfehlung ihres Retters und in dessen Begleitung begeben sie sich zum Wirtshaus.
Eben dieses suchen auch die Handwerksburschen Felix (Patrick Ehrhardt) und Frank (Maximilian Tafzi) für ihre nächtliche Ruhe auf, doch ahnen sie nicht, was sie dort erwartet: eine mürrische Wirtin (Marie-Theres Dingethal), die Wein bis lediglich 9 Uhr ausschenkt, und deren umso liebenswürdigere Nichte Barbara (Tatjana Griniwa), die sie vor einer Gefahr zu warnen versucht. Dass es sich dabei um die Räuberbande handelt, wird spätestens dann klar, als diese lautstark das Wirtshaus stürmen, um neben dem Wein, ihren Hauptmann Karl, den vermeintlichen „Lebensretter“ der Damen, für seinen gelungen Plan zu feiern. Mithilfe von Christiane von Sandau plant dieser dem Grafen von Sandau ein Lösegeld von 20000 Gulden einzufordern.
Um Christiane in Sicherheit zu bringen, tauschen die Handwerksburschen mit ihr und ihrer Kammerzofe die Rollen – einen Kleiderwechsel später wird aus Christiane Felix, aus Felix Christiane, aus Felicitas Frank und aus Frank Felicitas. Die beiden Burschen bleiben zusammen mit Frau von Stöckli anstelle der beiden anderen Damen zurück. Diese trifft als neue Handwerksburschen der Auftrag, die Lösegeldforderung dem Grafen (Christoph Gundlach) zu überbringen. Von 2 Pagen (Max & Robert Zimmermann) hineingeführt, übergeben sie diese dem Grafen, der am Frühstückstisch zusammen mit Christianes Verlobten Major von Knüppeldick (Christian Schulze), dem Kaplan (Josef Hey) sowie seiner ehrwürdigen Frau, der Gräfin von Sandau (Laura Rose-Borsum), sitzt. Im Hintergrund des morgendlichen Geschehens wird dabei gerade „das Gesetz vollstreckt“: der gräfliche Diener Severin (Patricia Fromme) vollstreckt eine Strafe an Helga (Maria Nöhrhoff), einem Mädchen aus dem Volke, bei dem der Graf erst am Vorabend sein Recht der ersten Nacht eingefordert hat.
Auf die Lösegeldforderung will dieser, jedoch die Gräfin, nicht eingehen. Stattdessen will er Gewehre und Kanonen sprechen lassen. Dank Söldnermangels werden unter Führung des Majors alle anzutreffenden Männer zwangsrekrutiert, um gegen die Räuber anzutreten. Selbst die 2 Räuber Schwartenmagen (Paul Eckert) und Affenheini (Jan Wenzel) werden zwangsrekrutiert und ziehen mit in den Kampf, den der Graf verliert. Nur durch die Gräfin kann am Ende sein Leben, das des Majors und des Kaplans, jedoch viel wichtiger die Leben der 3 Damen & der 2 Handwerksburschen, deren Rollenwechsel letztendlich auffliegt, gerettet werden. Sie bringt die geforderten 20000 Gulden und noch einiges mehr: die Erlaubnis für Felix & Felicitas zur Heirat, ebenso wie die für ihre Tochter mit dem Räuberhauptmann Karl, der sich als Graf von Sonnenloh herausstellt, und die Einwilligung in die Heirat von Frau von Stöckli mit den Räubern Affenheini und Schwartenmagen. Auch die Wirtin stimmt einer Heirat ihrer Nichte Barbara mit Frank zu. Graf von Sonnenlohe bekommt sein Land & Gut zurück und nimmt die gesamte Räuberbande (Annika Behler, Linda Beutel, Lukas Böhlk, Paul Franzelius, Alexander Isensee, Philine Lewek, Maike Melchior, Anne-Susann Salm) bei sich auf – na, wenn das mal kein Happy End ist!
Unsere Theatergruppe zeigte mit diesem Stück mal wieder ihr ganzes Können und brachte das Publikum ordentlich zum Lachen. Eine solche Leistung wurde mit gebührendem Beifall und Standing Ovations vom Publikum geehrt, für das es auch etwas zum Mitnehmen gab, denn neben den Schokotalern, die einige im Publikum bekamen, wissen wir jetzt, dass 20000 + 20000 doch 30000 sind, und uns wurde gezeigt, dass es noch wahre Männerfreundschaft gibt, in der man(n) sich alles teilt: den Beruf, den Wein, einen Traum und sogar die Frau...☺
Danke an alle Schauspieler, aber auch einen Dank an Charly Schmidt (Inspizient), Sarah Kohlberg (Souffleuse), sowie alle anderen helfende Händen für diese schönen Vorstellungen!
© Anh Chi Luong Pham

Die Jugend von heute...

... Wehklagen, Jammern, Geschrei, kein Respekt, keine Achtung vor der Autorität, keine Leidensbereitschaft.“ - Aber leiden musste das Publikum nicht, ganz im Gegenteil: Unsere Theatergruppe sorgte mit ihren 3 Aufführungen der Komödie „Das Wirtshaus im Spessart“ dafür, dass dem ein oder anderem (mehr oder weniger allen) ein Grinsen über die Wangen huschte oder ein herzliches Lachen den Saal erfüllte. Ein wundervolles Bühnenbild versetzte uns in einen dunklen Wald. Maske und Kostüme machten aus unseren Mitschülern Räuber, Handwerksburschen, Herrschaften vom Hofe und Lande – so konnte die Vorstellung beginnen.
Linda Beutel stürmte als Räuberin als allererste die Bühne, mit krummem Rücken, aber lauter Stimme und in stetiger Räubermanier den Dolch hochhaltend. Die anderen Räuber standen ihr natürlich in keinster Weise etwas nach: Philine Lewek, Lukas Böhlk, Maike Melchior, Annika Behler, Anne-Susann Salm, Alexander Isensee und Paul Franzelius wurden ihren Rollen als Räuber mehr als gerecht. Aber das waren sie noch nicht alle: Die wohl dämlichsten Räuber Schwartenmagen und Affenheine, gespielt von Paul Eckert und Jan Wenzel, brachten das Publikum ordentlich zum Lachen. Sie haben geschlagen (meist sich selbst), getrunken, nach Schätzen Ausschau gehalten, Schmiere gestanden, gesungen, geträumt und sind sogar Treppen hinuntergestürzt. Dämlich spielen und dämlich sein, da gibt es einen großen Unterschied! Aber was wäre eine Räuberbande ohne Anführer? Marius Lenhart sorgte als Horniss für, eine zumindest kurzzeitige, Ruhe unter der Räuberbande. Die Befehle waren lauter als laut, doch die Stimme hielt noch bis zur allerletzten Aufführung!
Neben dem Räubergeschrei erfüllte auch das träumerische Pfeifen des Handwerksburschen Felix, gespielt von Patrick Ehrhardt, den Wald. Ihm war die Rolle wie auf den Leib geschneidert, vor allem in Frauenkleidern bewies er sein Können, denn er und Max Tafzi als sein Freund Frank begeisterten nicht nur als junge Männer, nein, sie zeigten mit piepsiger Stimme und tollem Gang, dass sie die Frauen des Abends waren. Sie übernahmen die Rollen der hochwohlgeborenn Herrschaften Christiane von Sandau, Victoria Vleugels, und ihrer Kammerzofe Felicitas, Lisa Sonar. Ganz im Gegenteil dazu konnte Sarah Gundlach als Frau des sittlichen Anstandes, Gouvernante Frau von Stöckli, vollkommen in ihrer Rolle aufgehen - „Wie aufregend!“ Mit Regenschirm und mahnenden Worten versuchte sie stets ihre Schützlinge zu verteidigen, sogar bei einem Überfall der Räuberbande. Doch eilte ihr „Lebensretter“ Karl zur Hilfe, der sich letztendlich als Räuberhauptmann und zuallerletzt als Graf von Sonnenlohe herausstellte. Ein Verwirrspiel, das Johannes Götz hervorragend spielte.
Alle trafen schließlich im Wirtshaus aufeinander, wo sie von einer mürrischen Wirtin, gespielt von Marie Theres Dingethal, und ihre umso liebenswürdigeren Nichte Barbara, Tetjana Griniwa, erwartet worden.
Aber weg vom Lande, hin zum gräflichen Frühstückstisch: Liebevoll gedeckt von seinen untertänigsten Untertanen Max&Robert Zimmermann als Pagen, sowie Patricia Fromme als Diener Severin, speiste Graf von Sandau, gespielt von Christoph Gundlach. In seiner Gesellschaft: Josef Hey in der Rolle des Kaplans, der mehr dem Wein als seinem Glauben zugetan war, sowie dem Major von Knüppeldick, wundervoll gespielt von Christian Schulze, der sich selbst mit lallender Stimme noch über die heutige Jugend aufregen konnte. Zur Befriedigung gräflicher Gelüste am Vorabend befand sich Helga, ein Mädchen aus dem Volke, am Hofe. Diese Rolle übernahm Maria Nörhoff. Zuallerletzt nun zu unserer Gräfin von Sandau: Laura Rose-Borsum. Sie war wahrhaftig grandios und überzeugte mit Stolz, aber Fürsorge, Hochmut, aber Nachsicht.
Das waren unsere Schauspieler, doch gab es auch hinter der Bühne helfende Hände, die unerlässlich für das Stück waren: Charly Schmidt sorgte als Inspizent dafür, dass die Vorhänge auf und zu gingen, dass die Triangel angeschlagen wurde (erinnert euch bloß an die Szene, in der alle Räuber und Damen auf einmal ihre Gefühlsausbrüche bekamen - „Sie können sooo schön Knöpfe annähen!“) usw. Auf ihn war Verlass und die Stimmung hinter der Bühne war immer gut.
Ein Dank gilt auch Sarah Kohlberg, der Souffleuse. Bei Texthängern war sie zur Hilfe.

© AC/Ulrike Hallmann/Annika Böttcher