Fotos: Jana Beyer
Aufruhr im Hühnerstall
Viele kennen sie wohl noch aus Kindertagen, die „Wilden Hühner“ von Cornelia Funke. Doch sich die turbulenten Abenteuer der Mädchenbande, von denen einige sogar schon verfilmt wurden, auf der Bühne vorzustellen, fällt zunächst etwas schwer. Wie stellt man lebendige Hühner dar, einen Wohnwagen, einen nächtlichen Einbruch? Diese Fragen und wohl auch der glänzende Ruf der „kleinen“ Theatergruppe, erarbeitet in vielen vergangenen Aufführungen, lockten zahlreiche Besucher ins Metropol, als es hieß: Vorhang auf für „Die Wilden Hühner geben Fuchsalarm“.Es ist kaum zu glauben: Sprottes Großmutter will ihre 15 Hennen schlachten, weil sie angeblich nicht mehr genug Eier legen. Dabei sind sie doch die Bandenmaskottchen der „Wilden Hühner“, zu denen neben Sprotte auch ihre Freundinnen Wilma, Frieda, Trude und Melanie gehören. Das können die Mädchen nicht zulassen! Schnell wird allerdings klar, dass eine Rettungsaktion aus dem Hühnerstall der Oma gar nicht so leicht wird. So bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihre alten Erzfeinde, die „Pygmäen“, um Hilfe zu bitten. Die haben jedoch genug eigene Probleme. Ihr Bandenquartier, ein Baumhaus im Wald, wird abgerissen, als der angrenzende Schrottplatz erweitert wird. Und auch im Familienkreis sieht es nicht immer so rosig aus. Trotzdem helfen die Jungs den Mädchen beim Hühnerklau. Ein furioses Abenteuer voller Witz, Charme und durchaus auch Realitätsnähe. Die Umsetzung dieser Geschichte auf der Bühne ist glänzend gelungen. Richtig echte Hühner waren auf der Bühne natürlich nicht zu sehen, aber das war auch gar nicht notwendig, denn schließlich waren sie auch so laut genug aus dem Hühnerstall oder aus den Pappkartons zu hören, mit denen man sie bei Nacht und Nebel entführte. Auch der bunt besprühte Wohnwagen und Sprottes Zimmer, an denen die Schauspieler mitgestalteten, ließen die Szenerie authentisch wirken. Neben den glänzenden Darbietungen von Pauline Braekow als Melanie und Niklas König als Fred gilt ein besonderes Lob auch Charlotte Schmidt, die erst wenige Wochen vor der Aufführung die Rolle übernommen hatte, was aber eigentlich gar nicht aufgefallen ist. Annalena Szegedi als Frieda, Clara Müller-Tesdorff als Trude und Lisa Fräßdorf als Wilma machten durch ihr lebhaftes und leidenschaftliches Spiel die Bande der „Wilden Hühner“ komplett. Leider ähnelten sich die ursprünglich sehr unterschiedlichen Charaktere der Buchheldinnen auf der Bühne manchmal ein wenig zu sehr. Vielleicht hätte der ein oder andere Tausch in der Besetzung bewirkt, dass die besonderen Wesenszüge der fünf Mädchen noch besser zum Tragen gekommen wären. Ähnliches war bei den „Pygmäen“ der Fall, denn auch hier zeichnen sich die Jungen durch ihre sehr verschiedenen Charakterzüge aus, sei es nun der kleine, freche Witzbold Torte, auf der Bühne dargestellt von Konstantin Pilz, der gutmütige Möchtegern-Zauberkünstler Steve, gespielt von Felix Götz, oder der starke, aber stille Willi, dargeboten von Peter Jünger. Wenn beide Kinderbanden die Bühne stürmten, gingen leider im Eifer des Gefechts so manches Mal die eigentlichen Dialoge unter. Nichts desto trotz gab es für das Publikum eine Menge zu lachen und mitzufiebern. Auch die Erwachsenenrollen, verkörpert durch Laura Sophie Pape als grantige Oma Slättberg, Vivian Sieglitz als verständnisvolle Mutter Slättberg, Freya Will als strenge, aber auch hilfreiche Lehrerin Frau Rose und schließlich Tom Krummel als der cholerische, gewalttätige Vater von Willi wurden glaubhaft und enthusiastisch rübergebracht. Alles in Allem kann man sagen, ob nun „alter Theaterhase“ oder neues Mitglied, jeder hat sich auf der Bühne bewährt und als Zuschauer bleibt uns nur zu hoffen, dass es auch im nächsten Jahr wieder so eine tolle Aufführung zu beklatschen und zu bejubeln gibt. ©Sarah Lietz