Fotos: Jana Beyer

Das stärkste Mädchen der Welt

Hey - Pippi Langstrumpf trallari trallahey tralla hoppsassa, da wird die liebe kleine Pippi 70 Jahre alt (was man ihr natürlich nicht ansieht) und das wird gefeiert! Nur wie? Unsere „kleine“ Theatergruppe entschied sich zu Ehren des stärksten Mädchens der Welt, die Geschichte der kleinen Pippi zu erzählen. Ich war zur Premiere am 01.10.2015 und ich muss schon sagen, die Stimmung war grandios und das Metropol ausverkauft. Jeder konnte sich super in seine Rolle hineinversetzen. Die Kostüme sahen toll aus, vor allem Captain Langstrumpf (Lara Maria Wenzel) war kaum wiederzuerkennen! Aber auch Frau Pryselius (Lilly Repert) sah atemberaubend aus. Es gab sogar zwei „Männer“, die Angst vor der guten Frau Pryselius hatten, ich musste oft Tränen lachen, als die zwei Polizisten auf die Bühne kamen. Und das ging wohl allen im Publikum so. Aber wenn eine Frau (fast) alles im Griff hatte, dann war das die Frau Lehrerin (Chi Lan Luong). Ich ziehe meinen Hut vor der Akrobatin auf dem Jahrmarkt! Annika (Tina Kramersmeyer) sah in ihrem feinen Kleidchen wirklich sehr süß aus. Ich sollte an dieser Stelle lieber aufhören, sonst schreib ich zu jeder einzelnen Person etwas und dann ist die SZ mit meinem  „Geschwärme“ voll - und das wollen wir ja nicht. Daher fasse ich zusammen: Alle sahen super aus! Meine Lieblingsszene war Pippis Traum, als ihre Eltern sie im Schlaf besuchten. Es hat einfach alles gepasst: das Licht, die leise Musik, da bekomm ich jetzt sogar, wenn ich vor meinem Laptop sitze und diese Rezension schreibe, noch Gänsehaut. Mit diesem Stück wurde einfach alles abgedeckt, was der Zuschauer sehen wollte: Man konnte die Emotionen spüren und die Begeisterung der Schauspieler traf jeden Einzelnen im Publikum, jeder war gefesselt. Zum Schluss kann ich nur sagen: Hut ab! Ihr wart alle super und jeder hat seine Rolle toll verkörpert! Macht weiter so! ©Nastasja Rauch / Lara Gritz

Ein Feuerwerk an Spielkunst und Farben

Pippi Langstrumpf ist 70 Jahre alt geworden. Wie das aber so ist mit literarischen Figuren,  das Alter kann  ihnen nichts anhaben und so bleibt auch Astrid Lindgreens

Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminza Efraimstochter Langstrumpf

für immer und ewig jung.

Die kleine Theatergruppe unseres Gymnasium Carolinum und ihre kreativen, einfühlsamen und professionellen Leiterinnen Frau Fischer-Trumpler und Frau Beyer boten der Jubilarin ein besonderes Geburtstagsgeschenk dar, in dem sie Pippi Langstrumpf und ihre Freunde für eine kurzweilige und vergnügliche Zeit auf die Studiobühne des Bernburger Theaters einluden. Allen Zuschauern wird diese Premiere lange in tiefer Erinnerung bleiben, weil mitreißender und einfühlsamer auch bekannte Schauspieler nicht agieren können. Bei diesem Stück stimmte einfach alles: 

  • Die Kulisse und die Musikauswahl: Was für eine Farbenpracht! Was für tolle Effekte! Besonders möchte ich hier das wundervolle  Bild vom Jahrmarkt und Pippis Traum unterm Sternenhimmel hervorheben.
  • Die Kostüme und die Masken: Einfach perfekt vom edlen langen Kleid bis hin zum Sitz der Schiebermütze, vom Schiff der Seeräuber bis hin zum Kopf des "Kleinen Onkels". Unter diesen Voraussetzungen kann man als Akteur gar nicht anders, als ein Feuerwerk an Spielkunst zu entfachen.

Und das taten unsere jungen Schauspieler mit Spielwitz, sichtbarer Freude und mit jeder Menge Enthusiasmus. Allen voran Pippi Charlotte Schein. Was für ein Temperamentswirbel. Es machte einfach Spaß, ihrem Spiel zuzusehen, ihrer "mathematischen Logik" zu lauschen und sich von ihrer Mimik und Gestik ins "Kinderreich" entführen zu lassen. Ihre Freunde Annika Tina Kramersmeyer und Thomas Peter Jünger überzeugten durch ihre menschliche Ausstrahlung: zu jedem Scherz bereit, aber auch Ratgeber und zu Tränen rührend in ihrem Abschiedsschmerz. Lilly Repert Frau Pryselius verlieh ihrer Figur durch ihre Stimme und ihrem entschiedenen Auftreten eine Art komische Glaubwürdigkeit gepaart mit gütigem Durchsetzungsvermögen.  Pat und Patachon waren zwei dänische Komiker aus der Stummfilmzeit. Warum ich mich gerade auf diese beiden Herren besinne, kann nur mit dem Bild erklärt werden, das sich mir bot, als Leon Christian Rauch Klang und sein Kollege Tino Müller Larsson als Polizisten erstmals die Bühne betraten. Ein Paar zum herzhaften Lachen - allein durch ihre Erscheinung. Zur Steigerung wurden dann noch die Stimmen verstellt und diese Umstände vereint mit den pointierten Dialogen ließen dem Publikum die Lachtränen übers Gesicht laufen. Ganz genial: Der Bart von Leon Christian. Danke dafür, liebe Maske. Wo die Polizei aber gut zu tun hat, da sind die Ganoven nicht weit. Max Pietsch Donner-Karlssohn und Fabian Naumann Blom spielten äußerst komisch und unterhaltend. Ihre Bewegungen, ihre "logischen Einfälle" - was können doch Ganoven für liebenswerte Personen sein. Die Lehrerin Luong Chi Lan trat so forsch auf, dass man sich unwillkürlich in eine Mädchenschule von vor sehr langer Zeit versetzt gefühlt hat. Ihre klare Aussprache und ihre absolute Konsequenz ließen sie mit ihrer Rolle eins werden. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle musste Kapitän Langstrumpf Lara Wenzel über sich ergehen lassen. Seine Tochter Pippi wiedergefunden, entschließt sich diese doch in ihrer Villa Kunterbunt und bei ihren Freunden zu bleiben. Sehr emotional war der Auftritt in Pippis Traum zusammen mit der verstorbenen Frau. Ich möchte mich nochmals auf den Jahrmarkt begeben. Zwei Darbietungen haben mich ob der außergewöhnlich sportlichen Leistung besonders gefesselt: Anica Gerecke als Akrobatin  und die Bauchtänzerinnen Chelsea Westphal  und Annemarie Domann. Ich möchte natürlich auch allen anderen Akteuren, die nicht genannt wurden, meinen herzlichen Dank und auch Glückwunsch aussprechen, auch sie haben dazu beigetragen, den Zuschauern einen großartigen und nachhaltigen Theaterabend zu bescheren. Wir haben Tränen gelacht und mitunter auch geweint. Wir haben die Daumen gedrückt, dass alles gut läuft. Wir haben uns sehr wohlgefühlt in der Kinderwelt der Pippi Langstrumpf. Wir haben auch einen kleinen Ausflug in unsere Kinderzeit unternommen. Der Vorhang hat sich geschlossen. Die Geschichte ist aus. Ich suche nach einem passenden Schlusssatz. Da hilft mir Pippi Charlotte Schein. Ich weiß gar nicht, wie viele hunderte von Metern sie in diesem Stück gelaufen, gerannt und gekraxelt ist. Es müssen wahnsinnig viele gewesen sein. Folgerichtig heißt mein Schlusssatz:

Und wenn Charlotte nicht aufgehört hat zu laufen… dann läuft sie heute noch.

K. Reiter