Als der Frühling in uns erwachte...

Im vergangenen Jahr brachte uns die Theatergruppe vor Lachen zum Weinen, diesmal gab es viele Tränen, doch keine der Belustigung. Frau Riesner, Frau Trumpler- Schwitkowski und die Caroliner der Oberstufe wagten sich an Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“. Ein gesellschaftskritisches-satirisches Drama, das seit 1906 Theaterzuschauer polarisiert. Die Story kann man natürlich im Internet nachlesen oder man kauft sich einfach das Buch. Da das Stück jedoch noch einmal aufgeführt wird (bei den 7.Amateur-Theater-Tagen am 20.02.09) wird dieser Artikel versuchen, nicht ganz zu viel zu verraten. Außerdem sollen an dieser Stelle besonders die Theaterleute hervorgehoben werden, die tolle Leistungen erbrachten. Und man mag es mir auch nicht verübeln, wenn ich explizit die diesjährigen Abiturienten erwähne. Schließlich ist das ihre letzte Chance, im „Caroliner“ für ihre Bühnenpräsenz gelobt zu werden :-) Genug Rechtfertigungen! Bei einem Bühnenstück dieser Art war keine große Kulissenvielfalt nötig. Ein Schmaus für den Hör -und Sehsinn der „Parkettsitzer“ bildete der Steg, der in der Mitte der ersten Reihen verlief und somit die Akteure in den Zuschauerraum ließ. Die tollen Kostüme (von den tollen Schuhen über die Bekleidung der Schuljungen bis hin zu Wendlas schickem Kleid) katapulierten die Zuschauer in den Schulalltag Ende des 19. Jahrhunderts.
Markus Posse, der den Moritz darstellte, begeisterte mit seiner sensiblen, authentischen Spielweise (und nun einen Rat an alle: Lobt ihn nicht als „tollen Emo“- lasst es einfach sein! ;-) ). Respekt für seine großartige Performance! Sein bester Freund Melchior, der einen „wundervollen Kopf hat und wohl so aussähe wie der junge Alexander, als er zu Aristoteles in die Schule ging“, glänzte allerdings auch. Toni Jachmann meisterte seine Rolle mit Bravur und überzeugte als intelligenter Gymnasiast. Eine Szene, die für einen Massen-Gänsehaut-Rausch sorgte, war wohl die Gewaltszene zwischen ihm und Susi Schwichtenberg. Sie spielte genial die Hauptrolle der Wendla und man kann sich kaum jemanden vorstellen, der das hätte besser machen können. Eine weitere (von der Körpergröße her) Kleine war auf der Bühne wieder eine ganz Große: Madelaine Böttner als Ilse überraschte wohl jeden, der sie sonst nur als schlaue und liebe Mitschülerin kennt. Sie zeigt uns als „Modell“ Ilse (das ist kein Schreibfehler, sondern ein Zitat von der Darstellerin selbst) eine ganz andere Seite und haute uns damit umgangssprachlich gesagt vom Hocker. Eine wichtige Szene spielten Lisa Schwebel und Sebastian Möckel als Eheleute Gabor: Sie, die Schauspielerin mit dem größten Professionalitäts-Faktor, brachte gekonnt genau die Gefühle rüber, die jede (seiende und zukünftige) Mutter im Saal wohl nachvollziehen konnte. Und er, einer der Theaterneulinge, der wohl nicht nur mit seiner einzigartig schönen Stimme den Applaus des Publikums sicher stellte. Eine weitere Mutter, die das Publikum wohl überraschte, war Frau Bergmann, doppelt besetzt von Laura Teske und Victoria Vleugels. Die beiden Mädchen zeigten sehr überzeugend, wie die Mütter von damals versuchten, ihre Kinder mit falschen Wahrheiten zu beschützen. Bei all den ernsten Geschehnissen sorgte Wedekind aber auch durch Humor für Kritik an der Gesellschaft. Als Bianca Dietrich als Rektorin Sonnenstich -mit der etwas anderen Sprachbetonung- und ihre Lehrerschaft die Bühne zierten, fiel es den Zuschauern schwer, nicht zu lachen. Besser gesagt, sie konnten es sich nicht verkneifen und der Anblick dieser Szene blieb danach noch Gesprächsthema beim Lob des Stückes. Man möge mir nun auch vorwerfen, dass ich voreingenommen bin, aber nach Recherchen in der Theatergruppe erfuhr ich, dass die folgende Person erwähnt werden muss: Der Inspizient Max Lankau sorgte nicht nur für die wichtigen Details hinter dem Vorhang, sondern auch mit seinen Lautsprecherdurchsagen für die Erheiterung der Schauspielerschaft. Es war so schön, dass Anträge für ein „kollektives Sitzen-Bleiben aller spielenden Abiturienten“ geäußert wurden. Von diesem realen Gymnasiasten nun zuletzt noch zu den Gymnasiasten auf der Bühne: Dank Noah Buhmann, Patrick Wienrich, Elias Palatini, Julian Fehse, Max Tafzi konnten die Zuschauer einen Einblick in die Welt der neugierigen, unter Druck stehenden Schüler des 19. Jahrhunderts bekommen. Last but not least: Neben dieser tollen Gruppenszenen sorgte aber auch ein Gymnasiast für Bewunderung; Patrick Ehrhardt als Hänschen. Ob in einer intimen Situation oder im Liebesgeständnis gegenüber einem Mitschüler (traumhaft gespielt von Patrick Wienrich)- trotz kindischen Gelächters mancher Zuschauer, die nicht fähig waren, den Ernst des Stückes zu erkennen, ließ er sich nicht aus seinem Konzept bringen und meisterte die Szenen mit so einem Feingefühl, dass einem vor Begeisterung fast die Luft weg blieb. In der letzten Szene überraschte ein weiterer Nicht-Abiturient ..., aber Neuling, als Vermummter Herr. Somit endete das Stück mit großer Bewegtheit und anschließendem euphorischen Applaus. Danke an alle Beteiligten für diese wunderschönen Theaterabende! © Rebekka Koch